Dieses Interview stammt aus dem Jahr 2020, als der Auslands-Korrespondent von einer lokalen Website, www.secretserrania.com, interviewt wurde.
Vier Jahre später ist das Interview aktualisiert worden und ins Deutsche übersetzt.
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Paul Whitelock ist 74 Jahre alt, zum zweiten Mal verheiratet (2010), seit 2005 im Ruhestand, aber freiberuflich als Autor und Übersetzer bzw. Dolmetscher tätig. In seinem früheren Leben in England war er Übersetzer, Sprachlehrer und dann Schulinspektor. Er hat zwei erwachsene Kinder, die im Südosten Englands leben. Paul lebt seit 2008 in der Serrania de Ronda.
Secret Serranía: Also, Paul, wo kommst du ursprünglich her?
Paul: Ich bin in Barnstaple, Devon, geboren, aber nach der Universität verbrachte ich die nächsten 35 Jahre im Nordwesten Englands, bis ich 2008 nach Spanien auswanderte.
Secret Serranía: Wo lebst du jetzt?
Paul: In Ronda und Montejaque (Málaga). Wir haben das Glück, drei Immobilien zu haben, so dass wir zwischen unserer modernen Villa im Campo in der Nähe von Ronda und einem von unseren zwei alten Dorfhausern in Montejaque wechseln können.
Secret Serranía: Wie kam es dazu, dass du dich für deinen speziellen Standort in Spanien entschieden hast?
Villa Indiana [Foto Paul Whitelock
Paul: Ich habe Ronda vor zwei Jahrzehnten mit meiner ersten Frau entdeckt.
Wir verliebten uns in die Stadt und die Gegend rundherum und kauften 2001 ein kleines Appartement im Barrio de San Francisco in Ronda, das wir im Laufe der Jahre regelmäßig für Ferien und Kurzurlaube nutzten. Nach meiner Entlassung, Frühpensionierung und Scheidung im Jahr 2005 verbrachte ich immer mehr Zeit in Ronda.
Piso Blanco, Ronda [Foto Paul Whitelock
Dann lernte ich das "Meter Maid" kennen, das in Montejaque lebte, wir haben uns verliebt, so dass ich dauerhaft hierher zog.
Secret Serranía: “Meter Maid”?
Paul: Ja, diese Frau hiess/heisst Rita und ich habe ihr die Spitzname “Meter Maid” gegeben, nach dem Beatles Song “Lovely Rita Meter Maid”!
Secret Serranía: Was hat dich daran gereizt, in diese Gegend zu ziehen?
Paul: Seit ich als 20-jähriger Student zum ersten Mal Spanien besuchte, hatte ich den Wunsch, eines Tages hier zu leben. Das hat aber lange gedauert und über vier Jahrzehnte hatte ich die meisten Teile Spaniens besucht, aber Andalusien und die Gegend um Ronda haben es wirklich für mich getan.
Secret Serranía: Wie würdest du dein Leben hier in Spanien beschreiben?
Paul: Das Leben in Spanien gefallt mir sehr gut. Ich liebe die Menschen vor allem wegen ihrer Herzlichkeit, Freundlichkeit und Ehrlichkeit. Ich mag die Art und Weise, wie das Leben auf der Straße gelebt wird. Die Traditionen des Paseo und des Tapeo sind meiner Erfahrung nach einzigartig. Ich mag das langsamere Lebenstempo, das weitestgehend stressfrei ist.
Mein Leben hier gibt mir das Beste aus mehreren Welten: Aufgrund meiner 24-jährigen Verbindung mit der Gegend, kenne ich viele Menschen, sowohl einheimische als auch ausländische, so dass ich mehrere Sozialleben habe, die sich auf Spanier in Ronda, Spanier in Montejaque und englischsprachige Einwanderer sowie deutschsprachige Einwanderer in der Gegend konzentrieren (meine Frau Rita ist Deutsche). Außerdem liegt mir das Klima besser als der feuchte und graue Nordwesten Englands.
Paul u. Rita an der Kuste [Foto selfie
Secret Serranía: Vermisst du etwas von zu Hause? Was würdest du sagen, sind die negativen Aspekte des Lebens hier?
Paul: Ich vermisse meine Familie, aber abgesehen von 2020 mit den Covid-19-Problemen habe ich wahrscheinlich mehr von ihnen gesehen, seit ich nach Spanien gezogen bin, als zu der Zeit, als ich noch in England lebte. Ich vermisse auch ein anständiges Pint Real Ale, aber das ist ziemlich frivol. Negative? Die Bürokratie, die schlechte Zeiteinhaltung und die Korruption, aber daran gewöhnt man sich.
Meine englische Familie. Mein Sohn Tom fehlt, weil er der Fotograf ist
Secret Serranía: Wie findest du die Lebenshaltungskosten hier im Vergleich zu in England?
Paul: Ich denke, die Lebenskosten hier sind definitiv niedriger, vor allem im Landesinneren, wo wir leben. Essen und Trinken sind meistens günstiger, ebenso wie Gemeindesteuer, Gas, Wasser und Treibstoff. Autos, Elektronikartikel, anständige Kleidung und Möbel sind teurer.
Secret Serranía: Mit deinen Sprachkenntnissen und der langen Zeit, die du in Spanien recherchiert und gereist bist, kann ich mir vorstellen, dass es dir leichter gefallen ist als den meisten anderen, dich zu integrieren.
Paul: Es war relativ einfach, da es in den letzten fünfzehn Jahren ziemlich allmählich war, wie oben beschrieben. Fließend Spanisch sprechen zu konnen, hat natürlich sehr geholfen. Ich würde sagen, dass ich hier viel mehr "Freunde" habe als zu Hause. Meine Zeit verbringe ich mit dem Leben, was all die häuslichen Dinge beinhaltet, die man überall zu tun hat, ein bisschen schreiben und übersetzen, reisen und meine zweite Ehe genießen. Mein Leben ist ganz anders als zu der Zeit, als ich in England lebte, wo ich lange Stunden arbeitete und wenig Zeit hatte, ein Sozialleben aufzubauen.
Secret Serranía: Wie sieht es mit deiner Frau aus – hat sie sich gut ans Leben hier angepasst?
Paul: Das "Meter Maid" wohnte schon hier, als ich sie kennengelernt habe. Sie kommt aus Deutschland (sie hat viele Jahre in Montejaques Partnerstadt Knittlingen gearbeitet) und hat nicht die Absicht, dorthin zurückzukehren, um dort zu leben.
Secret Serranía: Wie sieht es mit dem täglichen Leben, der Gesundheitsversorgung usw. aus?
Paul: Der Alltag ist sehr angenehm. Da wir beide im Ruhestand sind, können wir in der Regel ein langes, spätes Frühstück genießen, bevor wir uns an die Hausarbeit machen. Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt. Ich habe noch keine bestimmte medizinische Versorgung benötigt, ausser gegen Diabetes Typ 2, aber meine Frau wurde hervorragend behandelt, als sie 2009 ein anhaltendes Augenproblem hatte und 2012 eine Operation zur Entfernung ihrer Gallenblase hatte.
Secret Serranía: Glaubst du, dass du Fehler gemacht hast, als du zum ersten Mal hierher gezogen bist, vor denen du andere warnen/raten kannst?
Paul: Nicht wirklich. Ich denke, ich habe aus den Fehlern anderer lernen können. Ich bin auch ziemlich risikoscheu.
Secret Serranía: Was würdest du angehenden Auswanderer raten, die nach Spanien ziehen möchten?
Paul: Es hängt davon ab, wie alt man ist, ob man im Ruhestand ist, arbeiten muss, Kinder im schulpflichtigen Alter hat, eine städtische oder ländliche Umgebung möchte usw. Man sollte eine Liste von Kriterien erstellen und sich sicher stellen, dass man einen Ort auswählt, der die meisten Vorstellungen von dir erfüllt. Man sollte keine Immobilie kaufen, bis man eine beträchtliche Menge Zeit an einem Ort verbracht hat und sicher ist, dass man sich mit den Menschen wohl fühlt, seien es Einheimische oder Einwanderer. Sei ernsthaft dabei, Spanisch zu lernen. Es wird dein Leben hier immens bereichern.
Seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 und dem endgültigen Austritt aus der Europäischen Union am 31. Dezember 2020, ist es schwieriger geworden, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Wenn du im Ruhestand bist und eine solide Finanzlage und ein regelmäßiges Einkommen, z.B. eine Rente, garantieren kannst, ist das relativ unkompliziert. Wenn du arbeiten musst, musst du bestimmte Bona-Fides vorlegen. Unabhängig von deinen Umständen benötigst du einen Personalausweis (TIE), ein spanisches
Secret Serranía: Zu guter Letzt, hast du vor, jemals wieder nach England zurückzuziehen?
Paul: Auf gar keinen Fall. Ich habe meine Brücken in England abgebrochen. Außer meiner Familie und ein paar Freunden habe ich dort nichts mehr. Mein Zuhause ist jetzt hier. Ich werde mich für den Rest meiner Tage, und ich hoffe, dass es viele sein werden, Spanien verschrieben. Nachdem wir vor 14 Jahren wieder geheiratet haben, mit acht Enkelkindern (vier in England und vier in Deutschland), mit der Wahl, wo wir leben wollen, sind wir für die Dauer hier. Tatsächlich habe ich schon ein Auge auf eine Nische auf dem Friedhof in Montejaque geworfen!
© Karl Smallman mit Paul Whitelock (Übersetzung ins Deutsche)
Links:
www.help–me–ronda.com
www.secretserrania.com
Bestatigungen:
Karl Smallman
Paul Whitelock
Rita Whitelock
Fotos:
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